Mit der humorvollen Leichtigkeit eines Probenstücks und der Tiefgründigkeit eines klassischen Themas interpretiert das Stadttheater Kufstein Molières „Amphitryon“ neu. Die Komödie spielt mit Verwechslung, Identität und göttlichem Übermut und lässt dabei die Grenzen zwischen Göttern und Sterblichen, zwischen Bühne und Wirklichkeit verschwimmen.

Zum Inhalt: Identität und Illusion
Jupiter, der Größte unter den Göttern, hat ein Auge auf Alkmene geworfen, die schöne Frau von Amphitryon. Um ihr Herz zu gewinnen, nimmt er die Gestalt ihres Ehemannes an und verbringt eine Nacht mit ihr. Unterstützt wird er dabei von Merkur, der die Gestalt von Sosias annimmt, Amphitryons Diener. Während die Götter ihre Intrigen spinnen, tobt Amphitryon in der Schlacht – nichts ahnend, dass sein Zuhause zur Bühne eines göttlichen Spiels wird.
Als Amphitryon zurückkehrt, ist die Verwirrung perfekt: Alkmene begrüßt ihn mit der Überzeugung, er sei schon bei ihr gewesen. Amphitryon, zunächst verblüfft, beginnt an seiner Frau zu zweifeln, während Sosias mit seinem göttlichen Doppelgänger aneinander gerät. Der Versuch, Wahrheit von Täuschung zu trennen, wird zu einem chaotischen Kampf der Identitäten, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer undeutlicher werden.
„Ich bin, was ich behaupte zu sein – und das genügt.“
– Jupiter in „Amphitryon“
Die Komödie Amphitryon – von Molière um das Jahr 1668 verfasst, das Leben von „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. vor Augen – wird hier zur amüsanten Verwechslungskomödie, die ganz nebenbei die göttliche Intervention in Frage stellt. Sie thematisiert Machtverhältnisse, die Position der Frau, die Frage nach Authentizität sowie die Fragilität menschlicher Beziehungen. Die Kufsteiner Inszenierung betont die gesellschaftlichen Parallelen zur Gegenwart: Identität wird zu einem performativen Spiel und Wahrheit erscheint nicht nur relativ, sondern auch manipulierbar.
Es spielen Hildegard Reitberger als DIE NACHT, Markus Mader und Bernhard Buchauer als die Götter JUPITER und MERKUR, Gunther Hölbl als AMPHITRYON und Klaus Schneider als sein Diener SOSIAS, Stefanie Telser als ALKMENE und Varina Weinert als ihre Begleiterin.
Regisseurin Andrea Maria Hölbl inszeniert erstmals für das Stadttheater Kufstein. Nach einem Studium der Theaterwissenschaften und Regiehospitanzen und -assistenzen am Burgtheater und am Schauspielhaus Wien war sie vier Jahre am Schauspiel Köln beschäftigt. Zuletzt hat sie im Kollektiv eine eigene Spielstätte geleitet. Ihre Arbeit als Regisseurin und Autorin brachte ihr eine Reihe von Einladungen zu internationalen Festivals ein: Sie reiste zum Interplay Europe – Festival of Young Playwrights nach Schweden, inszenierte beim Monodrama Festival Fundamental in Luxemburg und zeigte ihre Arbeit beim International Theatre Festival of Bejaja in Algerien. Sie erhielt Arbeitsstipendien des Landes Tirol, des Bundeskanzleramtes und wurde zu den Bozner Autorentagen nach Südtirol eingeladen. Seit 2017 lebt und arbeitet Hölbl wieder in ihrer Heimatstadt Kufstein.