In Memoriam Herbert Sommer (1923-2013)

Herbert Sommer NathanIn den ersten Stunden des neuen Jahres verließ uns ein großartiger Mensch. Über ein halbes Jahrhundert lang prägte und bereicherte Herbert Sommer mit seinem Charme, mit seinem Wissen und seinem Humor die Kufsteiner Theaterwelt. Viele von uns verbinden mit ihm wunderbare Bühnenmomente. Viele Komödien brachte er auf die Bühne des Stadttheaters. Das Gelächter, das Stücke wie „Lasst uns lügen!“, „Die Kaktusblüte“, oder „Pension Schöller“ ernteten, wird uns noch lange in den Ohren klingen. Mit seiner wunderbaren Inszenierung des Musical-Klassikers „My fair Lady“ bescherte Herbert der Kufsteiner Theaterszene im Jahr 1998/1999 den größten Publikumserfolg seiner Geschichte. Unvergessen bleibt aber auch seine berührende Inszenierung von Lessings „Nathan der Weise“, in der er selbst auch die Titelrolle spielte. (Foto)

Das Theater bedeutete Herbert stets sehr viel, aber sein Leben war so viel reicher als das. In seiner Autobiographie beschreibt er auf berührende Weise seine Kindheit im Freistaat Danzig der zwanziger Jahre und die Wirren des zweiten Weltkrieges, die ihn schließlich nach Kufstein brachten, wo er eine neue Heimat fand. Zum letzten Mal auf der Bühne stand Herbert am 2. Oktober im Kulturhaus Kufstein, als er beim Poetry Slam aus seiner Autobiographie rezitierte und – wie so oft in seinem Leben – ein letztes Mal mit stehenden Ovationen beehrt wurde.

Herbert, wir vermissen Deine anerkennenden Ohrfeigen, deine kunstvollen Reden, dein warmes Lächeln und deinen unvergleichlichen Charme. Aber lassen wir Dich selbst sprechen. Im Nachwort des zweiten Teiles deiner Autobiographie hast Du uns alles gesagt:

Nun habe ich noch einmal mein Leben „Revue passieren“ lassen. Habe ich in meinem Leben alles richtig gemacht?

Nein, sicher nicht.

 Vielleicht hätte ich ein Millionär oder Astronaut oder gar ein Bundeskanzler werden können. Wer will das hinterher beurteilen ? Mein Streben war immer „Gutes“ zu tun – für die Familie, dass sie leben und werden konnte, für meine Patienten, dass ich Nutzen bieten konnte, für meinen Beruf, dass er Anerkennung finden konnte, für mein Theater, dass es Freude verschenken konnte – und für mich ?

 Vielleicht hätte ich mein Leben gemütlicher, besinnlicher, oder eigennütziger gestalten sollen. Warum schreibe ich darüber, wenn ich nicht einmal über Abenteuer und Sensationen berichten kann ?

 Weil ich in der Rückbesinnung eine große Dankbarkeit empfinde. Aus dem tiefsten „Nichts“ heraus ist es mir gelungen, nicht nur äußerliche Werte, sondern vor allem eine innere Zufriedenheit gefunden zu haben.

 Ja, mein Leben war lebenswert.

Herbert Sommer, 2011


Herbert Sommer Junge

 

 

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